Soft Skills in PR-branche
Empathie, Fingerspitzengefühl und Überzeugungskraft
„Mehrjährige Berufserfahrung“, „umfassende Kenntnisse im Projektmanagement“, „journalistisches Know-how“ oder „ausgeprägte Kompetenz in digitalen Medien“ – die Anforderungsliste in Stellenausschreibungen für PR-Profis ist lang. Der aufmerksame Leser aktueller Gesuche merkt allerdings, dass Soft Skills meist bis auf die banale „Teamfähigkeit“ fast vollständig unter den Tisch fallen. Dabei sind zwischenmenschliche Kompetenzen das A und O der Arbeit als Kommunikator und PR-Expertin.
Public Relations: Gute Kommunikatoren sind abhängig von ihrer Beziehungsfähigkeit
Denn auch wenn das thematische Feld und die Aufgabenbereiche in der Kommunikationsbranche sehr weit gefächert sind, in allen Fällen arbeitet man viel mit unterschiedlichen Menschen zusammen. Und wer den ganzen Tag mit Menschen zu tun hat, muss vor allem eine Eigenschaft aufweisen: Gute Kommunikatoren mögen Menschen und lassen sich auf sie ein. Ihnen fällt es leicht, einen Draht zu Menschen unterschiedlicher Couleur zu finden, und sie interessieren sich aufrichtig für die Mitmenschen und ihre Perspektiven. Wie sonst könnte man spannende Geschichten finden?
Dabei gilt es im Hinterkopf zu behalten: Ihre Mitmenschen merken es, wenn Sie aufrichtig neugierig und interessiert sind, Ihre Sichtweisen und Erfahrungen respektieren oder hingegen nur auf den eigenen Nutzen bedacht sind. Eigenbrötler und Egoisten haben es deshalb in diesem People’s Business namens PR schwer. Nicht umsonst trägt die Branche mit der Bezeichnung Public Relations den Stellenwert von Beziehungspflege bereits im Namen. Mit anderen Worten: Sie sind als Kommunikationsprofi abhängig von Ihrer Beziehungsfähigkeit!
Zwischenmenschliches Fingerspitzengefühl und gespitzte Ohren
Denn interne Abstimmungsschleifen, Kundengespräche, Journalistenpitches oder etwaige Krisenfälle erfordern eine Menge Verhandlungsgeschick, Empathie und menschliches Feingefühl. Schließlich wollen Sie Ihre Gesprächspartner in vielen Fällen und zum Teil trotz widriger Umstände ja von Ihren Ideen überzeugen. Fachliche Kompetenzen und Kreativität sind dabei zwar die Voraussetzung, Überzeugungskraft und Empathiefähigkeit hingegen die Türöffner. Denn egal ob Sie Inhouse-Kommunikationsverantwortlicher oder Beraterin in einer Agentur sind, Sie kommen selbst mit der kreativsten Ideen nicht weit, wenn Sie das Management, die Kunden oder Journalisten nicht überzeugen können.
Natürlich sollten Sie als Kommunikationsprofi sehr sprachgewandt und parkettsicher sein. Schließlich vertreten Sie ja auch Ihren Arbeitgeber bzw. Kunden und sollten sie deshalb auch selbstsicher und kompetent repräsentieren können. Wer allerdings nur reden kann, hat ein grundlegendes Problem: Die wahre Kunst ist es, aufmerksam zuzuhören und Ihre Gesprächspartner ernst zu nehmen. Nicht umsonst bemerkte bereits der griechische Philosoph Epiktet: „Der Mensch hat zwei Ohren und eine Zunge, damit er doppelt so viel hören kann, wie er spricht“.
Sie müssen also viel zwischenmenschliches Fingerspitzengefühl mitbringen, virtuos auf der Beziehungsklaviatur spielen und für feinste Verstimmungen empfänglich sein.
Wenn es doch einmal kriselt: Nicht die Fassung verlieren!
Kommunikatoren gelangen bei ihrer Arbeit dabei oftmals zwischen die Fronten. Als Mittler zwischen Medienvertretern und dem Management oder Journalisten und Kunden müssen sie den täglichen Balanceakt vollbringen, zum Teil gegensätzliche Haltungen miteinander zu vereinbaren, beide Seiten zufriedenzustellen und dennoch bestimmt Ihre eigene Position zu verteidigen. Die Erfahrung lehrt dabei: Ohne diplomatisches und psychologisches Geschick kommt man hier nicht weit.
Sobald Menschen miteinander arbeiten, lassen sich dabei auch Konfliktsituationen nicht gänzlich vermeiden – und hier trennt sich dann auch die Spreu vom Weizen. Gute Kommunikatoren verfügen neben den bereits genannten Soft Skills auch über ein gewisses Maß an Courage, Selbstdisziplin und Contenance. Wenn der Gesprächspartner doch einmal lauter wird, ist es selten hilfreich, sich ebenfalls im Ton zu vergreifen oder die Fassung zu verlieren. Stattdessen: Tief durchatmen, Ruhe bewahren und selbstsicher, höflich sowie bestimmt auftreten. Mit anderen Worten: Angst vor zwischenmenschlich schwierigen Situationen ist für Kommunikatoren fehl am Platz. Produktiver ist es, besonnen zwischen der Sach- und Beziehungsebene zu differenzieren und couragiert das Vier-Augen-Gespräch zu suchen.
Zieht sich der integre, respektvolle und selbstbewusste Umgang mit Ihren Mitmenschen wie ein roter Faden durch Ihre Arbeit, sind Sie auf einem guten Weg – und dies sollte sich nicht nur auf Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Journalistinnen und Co. beschränken. Angefangen vom Pförtner über die Briefträgerin bis hin zur Reinigungskraft gibt es viele Menschen, die Ihren Respekt verdienen und sich über ein freundliches Gespräch freuen. Und wem dies noch nicht intrinsische Motivation genug ist: Es ist schlichtweg auch in Ihrem eigenen Interesse, empathisch, besonnen und respektvoll zu sein – denn schließlich ist die Welt und ganz besonders die PR-Branche ein sprichwörtliches Dorf, in dem man sich mindestens zweimal begegnet.
Auch veröffentlicht bei Medienrot im Februar 2020.
© Picture: Tomohiko Nogi on Unsplash
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